Schreibtisch

Workaholics: Rund um die Uhr für Sie erreichbar

Gastbeitrag von Friederike Wendlandt • lebenaufumwegenzum Buch "Leben auf Umwegen"

Sie richten ihr Leben einzig und allein auf ihre Arbeit aus. Läuft die nicht, häufen sich die Selbstzweifel und es überkommt sie das bittere Gefühl, gar keine andere Wahl zu haben, als noch mehr zu arbeiten. Diagnose: Arbeitssucht. Sie ziehen die Qualität und Quantität der eigenen Arbeitsleistung der Familie, Freunden und Hobbies vor – und das auch zu Lasten der eigenen Gesundheit.

Dabei bezeichnen sie sich selbst aber als engagiert und ehrgeizig, nicht jedoch als arbeitssüchtig.

Oft sind sie die ersten, die das Büro betreten und die letzten, die es wieder verlassen. Trotzdem ist es schwer für sie, sich einzugestehen, dass ihre „Arbeitsmoral“, einem Problem entspringt, das sie derzeit nicht lösen können – seien es persönliche Schwierigkeiten, familiäre Auseinandersetzungen oder andere externe Faktoren, die sie belasten.

Menschen mit Ess- oder Persönlichkeitsstörungen, denen, die von Drogen abhängig sind und Menschen, die einen zwanghaft überdurchschnittlichen Arbeitsalltag durchlaufen, sind zweierlei gemeinsam: die Sucht und deren Befriedigung, die mit dem Belohnungssystem des Gehirns gekoppelt ist.

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Das Gefühl innerer Leere

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Gerade Menschen in Führungspositionen und in selbstständigen Tätigkeiten verfallen schnell in die zwanghafte Haltung, alles für ihre Karriere, den Erhalt ihres Arbeitsplatzes oder die Familie tun zu müssen. In ihnen staut sich ein innerlicher Druck an, der sie nicht aufhören und so lange für ihre Arbeit brennen lässt, bis sie endlich die perfekte Leistung abgeliefert haben. „Die Dosis“ erhöht sich dabei Tag für Tag, bis ihr Leben annähernd ausschließlich ihrer Arbeit gewidmet ist und sie „verbrennen“.

Zeit für Ruhe und Entspannung bleibt bei diesem Arbeitspensum wenig und wird als reine Zeitverschwendung erachtet. Workaholics sind in Momenten der vermeintlichen Entspannung eher angestrengt und setzen sich selber mit dem Gedanken unter Druck, etwas Produktives erbringen zu müssen. Auch zunehmende Erschöpfung oder Krankheit lässt sie nicht innehalten. Sie arbeiten weiter – nach Feierabend, am Wochenende, im Urlaub. Sie sind rund um die Uhr erreichbar und sofort zur Stelle.

Auf Nachfragen ihres Umfelds reagieren sie mit Rechtfertigungen, auch wenn sie selbst bemerken, dass sich ihre Arbeit immer weiter anhäuft. Aber anstatt umzudenken und Aufgaben zu delegieren und sie anderen zu überlassen, legen sie sich noch mehr ins Zeug als zuvor. Der unerbittliche Ehrgeiz mündet nicht selten in totaler Erschöpfung, körperlichen und seelischen Folgen, wie Depressionen, Angstzuständen und Herzkreislaufstörungen – ganz zu schweigen vom dem gehörigen Knick ihrer Leistungen.

Vielen Workaholics fällt es schwer, ihre Arbeit als eine Sucht zu akzeptieren. Die Chancen, die in ihnen herrschende Leere anderweitig auszufüllen, stehen aber gut, wenn sie beginnen, sich Step by Step wieder mehr auf ihr Leben zu konzentrieren, sich den früheren oder neuen Hobbies zu widmen, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen oder sich professionelle Unterstützung von einem Arzt oder Psychotherapeuten zu holen.

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