Junge Frau

Wofür schämen wir uns eigentlich?

Viel zu oft geraten wir in unangenehme Situationen, aus denen wir gerne so schnell wie möglich flüchten wollen. Aber wieso und wofür schämen wir uns denn überhaupt?

Der Unterschied zwischen den Geschlechtern
Vor allem Frauen schämen sich besonders häufig – und das für nahezu alles. So hören sie manchmal gar nicht mehr auf, sich für Dinge zu rechtfertigen oder andere zu beschwichtigen, obwohl es eigentlich nichts gibt, wofür sie sich entschuldigen müssten.
Männer haben da eine gelassenere Haltung. Im Gegensatz zu Frauen schämen sie sich viel weniger für ihr Gewicht, das langsam sichtbare Älterwerden oder dafür, Single zu sein. Ihr Fokus liegt eher auf sichtbarem Erfolg, der sich auch in materiellem Besitz messen lässt: Wer bekommt mehr Gehalt, kann sich mehr leisten, ist der bessere Versorger für eine Familie?

Aber wieso schämen wir uns überhaupt für so vieles? Weil wir fürchten, negativ aufzufallen und dadurch von anderen verstoßen zu werden. Diese Angst stammt noch aus der Urzeit – der Ausschluss aus einer Gruppe bedeutete damals den sicheren Tod.

Das Schamgefühl sorgt für Vermeidungsstrategien
Da sich wohl niemand von uns freiwillig blamieren möchte, entwickeln wir Methoden, mit denen wir „Gefahrensituationen“ vermeiden können. Wir erfinden immer wieder neue, vermeintlich plausible, Ausreden oder suchen einfach nach einem Weg, der uns zwar vielleicht nicht gänzlich zufriedenstellt, der aber deutlich sicherer scheint. Unsere Vermeidungsstrategien richten sich nach genau den Bereichen, in denen wir unsere eigenen Defizite sehen, sie sind also bei jedem ganz individuell. Wichtig ist dabei nur, dass sie uns helfen, nicht negativ aus der Masse hervorzustechen.

Wie Du Dich zukünftig weniger schämst
1. Akzeptiere, dass Du manchmal peinliche Dinge erleben musst. Jeder Mensch macht Fehler oder wird unverschuldet in eine extrem unangenehme Situation gebracht. Halte Dir vor Augen, dass sich andere nicht ansatzweise so lange an diesen Fehltritt erinnern werden wie Du selbst.

2. Nur, weil Dir etwas Peinliches passiert ist, heißt das nicht, dass Du als Mensch weniger wert bist. Sei nicht so hart zu Dir und schiebe Dein Missgeschick nicht auf mangelnde Intelligenz oder reine Unfähigkeit.

3. Höre auf, ständig an Deinen Patzer zu denken. Das bringt Dich überhaupt nicht weiter, sondern verstärkt stattdessen das Gefühl der Scham.

4. Führe Dir Deine bisherigen Erfolge regelmäßig vor Augen. So stärkst Du Dein Selbstvertrauen und nimmst peinliche Momente in Zukunft etwas gelassener.

5. Solltest Du Dich immer wieder für etwas schämen, das Du eigentlich leicht erlernen oder Dir anlesen könntest, nimm die Sache doch einfach in Angriff und minimiere so die Wahrscheinlichkeit von unangenehmen Situationen.

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Die Top 3 der peinlichsten Leser-Momente
1. „Ich war mit Freunden für eine Woche im Urlaub. Mit dabei war auch ein Typ, in den ich schon seit einem Jahr heimlich verknallt bin. Tatsächlich haben wir bei unserer Reise viel zusammengehockt und Zeit miteinander verbracht, worüber ich mich super doll gefreut habe. In der Hoffnung, dass sich endlich mehr zwischen uns entwickeln könnte, wollte ich nun natürlich überhaupt keinen Fehler mehr machen. Die Rückfahrt vom Ferienhaus nach Hause war ziemlich lang und ich nach der Woche mit nicht viel Schlaf doch ziemlich müde, also bin ich im Auto eingeschlafen. Dabei bin ich scheinbar mit dem Kopf in die Richtung von meinem Schwarm gekippt. Als ich wieder aufgewacht bin, habe ich gesehen, dass ich ihn im Schlaf komplett vollgesabbert habe. Das war mir so unfassbar peinlich, dass ich nichts gesagt und mich stattdessen schnell vom Acker gemacht habe als wir zuhause ankamen. Ich hoffe immer noch, dass er es vielleicht gar nicht bemerkt hat, aber so, wie er seitdem auf körperlichen Abstand zu mir geht, bin ich ganz sicher aufgeflogen.“

2. „Ich bin jetzt seit etwa 3 Monaten mit meinem neuen Freund zusammen. Vor zwei Wochen sollte ich nun seine Eltern kennenlernen und ich war natürlich ziemlich aufgeregt. Wir hatten abgemacht, dass sie gemeinsam zu mir zum Abendessen kommen und ich etwas koche. Leider bin ich eigentlich gar keine so gute Köchin, aber das wollte ich mir natürlich gerade vor der Mutter meines Freundes nicht anmerken lassen. Etwas zu ambitioniert habe ich mir dann ein Rezept herausgesucht, was ich beim Kochen prompt bereut habe, weil ich schon nach einer Viertelstunde völlig überfordert war. Mir war klar, dass das mit dem Essen nichts mehr werden würde, ich hatte nur kaum noch Zeit, mir einen Alternativplan auszudenken. Also blieb mir am Ende nichts anderes übrig, als beim Italiener in der Nebenstraße etwas abzuholen und so zu tun, als hätte ich es selbst gekocht. Ich wäre wohl auch gar nicht aufgeflogen, wenn die Eltern meines Freundes nicht zufällig auch vorher in diesem Restaurant gewesen wären, weil der Inhaber ein Bekannter der beiden ist und sie kurz vorbeischauen wollten, wo sie gerade in der Gegend waren. Da ich die beiden bisher aber noch nie gesehen hatte, sind sie mir dort hinten in der Ecke auch nicht aufgefallen. Blöderweise bin ich ihnen aber in Erinnerung geblieben, was sie mich aber erst nach dem Essen haben wissen lassen – nachdem ich natürlich behauptet habe, ich hätte selbst gekocht. Sie waren zwar nicht böse, aber mir war die ganze Sache trotzdem extrem peinlich.“

3. „Mein Erlebnis zählt wohl zu den Klassikern: Das Toilettenpapier unterm Schuh. Ich arbeite in einer kleinen Firma, die öfters auf Messen Werbung für das Unternehmen macht. Da ich das erste Mal mit auf Mitarbeiterwerbung war und allgemein nicht so der Typ bin, der gerne im Mittelpunkt steht, war ich doch ziemlich aufgeregt. Kurz vor der Eröffnung der Messe war ich dann noch schnell auf der Toilette, wo ich in das Papier getreten sein muss. Aufgefallen ist mir das aber erst am späten Nachmittag – ich muss den gesamten Tag so herumgelaufen sein und hatte dabei auch noch Kontakt mit potenziellen Kollegen, denen ich allen erzählt habe, wie viel Wert unsere Firma auf ein ordentliches und gepflegtes Erscheinungsbild legt. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.“

Scham ist nicht nur negativ, sondern hilft auch dabei, sich den gesellschaftlichen Normen anzupassen und so zu einer Gruppe zu gehören. Nimmt das Gefühl von Scham allerdings Überhand, sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Zu viel Anpassung sorgt für Stillstand und damit für ein unglückliches Leben.

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