
Warum Bilder mehr sagen als 1000 Worte
Bilder, dazu gehören auch Geschichten, Redewendungen, Parabeln, Lieder, Märchen und Mythen, können ausdrücken, was unbeschreiblich ist und Worte nicht ausdrücken können. Die Geburt, Liebe, Verlust, Schmerz, Neid, kurzum Gefühle aller Art.
In der näheren Betrachtung der Handlungen auf Bildern, in Filmen oder in Erzählungen gibt es immer wieder eine Handvoll wiederkehrende Themen. Beziehungsdynamiken in Familien stehen ganz oben. Rivalität unter Geschwistern, Freunden oder Kameraden. Schadenfreude, wenn derjenige auf die Schnauze fällt, der uns ausgelacht hat, aber auch gerne derjenige, der uns nichts getan hat, aber vom Lehrer oder Vater bevorzugt wird.
Obwohl Moral und Gutmensch-Sein erstrebenswerte Ideale sind, um die Welt ein Stückchen besser zu machen, ist das nur die halbe Wahrheit der menschlichen Natur. Wer kennt das nicht, „böse Gedanken“ gegen Menschen zu hegen, die man eigentlich liebt oder einmal geliebt hat. Das heißt nicht, dass man seine Kinder wirklich im Wald aussetzt oder im Brunnen ertränkt. Es heißt auch nicht, dass man die Konkurrenz töten und dann das Herz rausschneiden lässt. Man geht nicht wirklich über Leichen. Aber jeder weiß, was damit gemeint ist. Sogar derjenige, der gar keine Gefühle äußert, hat sie und erlebt seine eigenen Gefühle womöglich im übertragenen Sinne in Filmen, Büchern oder in der bildenden Kunst.
Mehr zu diesem Thema:
Egozentrik und geringes Selbstwertgefühl – zwei Seiten derselben Medaille?
Auf einem Foto von Liebenden, die sich tief in die Augen blicken, während sie eng umschlungen sind und ihre Umwelt gar nicht wahrnehmen, wird ein Gefühl vermittelt, wo die Worte Liebe, Leidenschaft, Glück, Nähe nur eine Menge Buchstaben sind. Zu wissen, wie etwas definiert ist, was Wörter faktisch bedeuten oder wie sie gebraucht werden, hat nicht die gleiche Qualität, wie die Bedeutungen selbst zu spüren. Ein Urlaubsfoto, das man nach Jahren ansieht, aktiviert das ganze Erlebnis plötzlich in einem und Gefühle überkommen den Betrachter.
Bilder sind Vereinfachungen, die viel verständlicher als wissenschaftliche Begriffe oder Konstrukte sein können. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn eine gewisse Tiefe erreicht werden will. Eine menschliche oder emotionale Tiefe.
Bilder können sowohl aktiv, als eigenes Mittel der Verständigung in Kunst und Sprache genutzt werden, als auch passiv, zum Erleben der Welten anderer Menschen mit ihren Geschichten. Meist sieht sich der Betrachter selbst in ihnen. Zu der Kunst und Sprache, die man selbst versteht oder die anziehend wirkt, baut man eine besondere Verbindung auf. Nicht ohne Grund zeigen sich Lieblingsserien, -filme, -schauspieler, -musik, -maler oder –märchen.
Aus Bildern wird Verbundenheit. Letzteres wiederum ist tiefstes seelisches Bedürfnis des Menschen. Dieses kann in Bildern gefunden werden. Und eine gute Reflektionsstütze sind sie obendrein auch noch.