
Generation Beziehungsunfähig?
Heutzutage hört man immer wieder, dass viele Menschen sich nicht mehr binden wollen oder können. Aber stimmt das wirklich?
Nähe, Zusammengehörigkeit und Liebe wünscht sich fast jeder. Manchmal fragt man sich dennoch, ob man selbst beziehungsgestört ist oder evtl. der eigene Partner, mit dem es einfach nicht richtig klappen will.
Die Bindungsunfähigkeit hat entgegen der weit verbreiteten Meinung jedoch nicht zugenommen, die Angst vor Bindung kann heutzutage nur viel einfacher ausgelebt werden.
Was macht Beziehungsfähigkeit aus?
Merkmale für gut funktionierende Beziehungen sind Unabhängigkeit und Nähe im richtigen Maß. Menschen streben nach Eigenständigkeit und Freiheit, aber auch nach Gruppenzugehörigkeit und Zusammenhalt.
Auch wenn nicht verallgemeinert werden kann, dass Männer mehr fürchten, ihre Selbstständigkeit zu verlieren und Frauen sich selbst und ihre Freiheit schneller und bereitwilliger aufgeben, um nicht allein zu sein, trifft dies doch auf die meisten Personen zu, die nicht in der Lage sind, eine gesunde Partnerschaft zu führen.
Woher kommt dieses Verhalten?
Ursachen für Beziehungsunfähigkeit liegen häufig in der Kindheit. Vielleicht hat man erlernt, nur geliebt zu werden, wenn man eine bestimmte Leistung erbringt oder es wurde nicht zugelassen, dass man selbstständig wird – infolgedessen stellt man sich und seine Bedürfnisse immer wieder hinten an. Ein solches Verhalten kann durch gezieltes Training verändert werden, erfordert aber große Disziplin und Durchhaltevermögen.
Was bedeutet das für Partnerschaften?
Scheitert eine Beziehung nach der anderen, trägt man selbst mit großer Sicherheit einen entscheidenden Teil dazu bei. Die Frage, die man sich in diesem Fall stellen sollte: Trage ich durch meinen Freiheitsdrang oder durch völlige Selbstaufgabe dazu bei, dass meine Partnerschaften immer wieder in die Brüche gehen?
Gerade unabhängige Menschen strahlen eine hohe Anziehungskraft aus. Meist haben sie jedoch Angst vor Bindungen oder sind in Wirklichkeit gar nicht so unabhängig, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Diese bindungsunfähigen Menschen laufen immer wieder davon, während ihnen die Personen nacheilen, die ihr eigenes Leben für den Partner komplett aufgeben würden. So fühlen die einen sich gejagt, wohingegen die anderen sich selbst als nicht gut genug empfinden.
Steckt man erst einmal in einer solchen Partnerschaft fest, fällt es meist sehr schwer, sich aus diesen Rollenmustern und Situationen zu lösen.
Die Abhängigen streben dabei nach viel Harmonie und vermeiden jede Auseinandersetzung. Sie passen sich lieber an, verzichten auf realistische Vorstellungen ihres eigenen Lebens und die Konsequenzen einer möglichen Trennung bereiten ihnen große Angst.
Die Unabhängigen hingegen laufen wieder und wieder davon, weil sie Angst haben, letztendlich doch wieder verlassen und verletzt zu werden. Sie wollen darum die Zügel in der Hand behalten und es erst gar nicht so weit kommen lassen.
Beziehungsunfähigkeit überwinden
Menschen mit Bindungsangst glauben häufig, dass sich Freiheit und Nähe nicht miteinander vereinbaren lassen. Sie denken, dass sie sich grundlegend verändern müssten und bleiben deshalb lieber allein oder trennen sich von ihrem Partner.
Eine Person mit Bindungsangst zu ändern ist beinahe unmöglich. Für eine Veränderung des Verhaltens muss der Selbstschutz aufgegeben werden, was aus nachvollziehbaren Gründen die wenigsten Menschen gerne tun.
Wer zu angepasst ist, muss wieder erlernen, auch auf die eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu achten und darauf einzugehen. Ein eigenständiges Leben muss trainiert und das eigene Ich immer wieder bewusst in den Vordergrund gestellt werden.
Wer einen zu großen Freiheitsdrang verspürt, muss anderen Menschen wieder zuhören, ihnen Vertrauen schenken und sich so Stück für Stück wieder auf jemanden einlassen.
Liebe und Freiheit schließen sich keinesfalls aus. Die richtige Balance kann erlernt werden und so für eine glückliche Partnerschaft sorgen.