
Emotionale Erpressung des Partners
Die emotionale Erpressung ist eine Form von psychischer Gewalt, die vor allem in Paarbeziehungen vorkommt. Was steckt eigentlich dahinter?
Hin und wieder kommt es in Partnerschaften zu (unberechtigten) Schuldzuweisungen. Solange diese nicht zum Normalzustand werden und niemand unter einem ständigen schlechten Gewissen leidet, sollten diese kleineren Konflikte die Beziehung nicht weiter belasten. Herrscht jedoch ein starkes Ungleichgewicht, durch das die beiden Partner in eine Täter- und eine Opferrolle verfallen, ist Vorsicht geboten. Der sogenannte Täter löst dabei immerzu Schuldgefühle beim sogenannten Opfer aus, welches sich in seinem Verhalten und seinen sozialen Kontakten durch den Täter steuern lässt und sich weitestgehend nach dessen Forderungen richtet.
Diese Erpressung kann bewusst oder unbewusst geschehen und setzt immer voraus, dass das Opfer der psychischen Gewalt nicht genug Kraft aufbringen kann oder will, seiner Rolle zu entfliehen. Doch nicht nur die Seele des Opfers leidet, sondern auch der Körper. Die häufigsten Beschwerden in Folge von emotionaler Erpressung sind Depressionen sowie Angst- und Schlafstörungen.
Die Merkmale der unterschiedlichen Rollen
Der Erpresser hat im Regelfall eine sehr narzisstische Persönlichkeit. Seine Vorwürfe verpackt er geschickt und stellt sich selbst gern als denjenigen dar, der die Macken und das Fehlverhalten des anderen geduldig erträgt und dabei immer wieder zurücksteckt. Er selbst sieht sich in dieser Beziehung als Opfer, da in seinen Augen auf seine Wünsche und Bedürfnisse keine Rücksicht genommen wird. Die Ursache für dieses Verhalten ist ein Mangel an Selbstwert oder die Angst, selbst nicht gut genug zu sein.
Das Opfer möchte es seinem Partner unbedingt recht machen und fügt sich aus Liebe zu ihm immer mehr dessen Willen. So provoziert es weitere und härtere Forderungen des Täters, wodurch die emotionale Erpressung immer schlimmer wird. Schlussendlich droht der Täter meist mit Trennung oder damit, sich etwas anzutun, sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden. Erreicht er sein Ziel dadurch noch immer nicht, greift er sogar zu drastischen Maßnahmen wie bspw. einem (versuchten) Suizid.
Täter und Opfer ist meist nicht klar, dass sie sich in einem Teufelskreis befinden, weswegen sie beide immer unglücklicher mit ihrem Leben und in ihrer Partnerschaft werden. Schließlich hilft nur noch die Trennung oder professionelle Hilfe von außen, um neue Verhaltensweisen zu erlernen und damit einen Neuanfang starten zu können.
Dem Täter muss bewusst werden, dass nur er allein für seine Zufriedenheit verantwortlich ist und er durch ausreichend Selbstfürsorge wieder zu sich selbst finden kann. Das Opfer muss seine eigenen Grenzen neu definieren und lernen, diese zu verteidigen.